WATTSCHE HELAU

Karneval hat in Wattenscheid Tradition. Bereits im Dreißigjährigen Krieg sollen spanische Truppen das „Gänsereiten“ nach Wattenscheid gebracht haben. Seit 1598 wetteifern die Bauernsöhne in den Gänsereitervereinen aus Höntrop und Sevinghausen um den Titel des Gänsereiterkönigs – in jüngerer Zeit traditionell am Rosenmontag.

Ergänzend zu den Umzügen der Gänsereiter gibt es seit 1946 in Wattenscheid einen Karnevalsumzug nach rheinischem Vorbild. Er findet seit vielen Jahren am Sonntag vor dem Rosenmontag statt.

Ursprünglich wurde der Zug von der Günnigfelder Karnevalsgesellschaft e.V. (GÜ-KA-GE e.V.) ausgerichtet. Sie etablierte sich 1932 als erster Karnevalsverein in Wattenscheid. Die 1921 als Laienspielgruppe in Höntrop gegründete Kolpingspielschar ist seit 1957 auch im Karneval aktiv.

Seit 1950 organisiert der Festausschusses Wattenscheider Karneval das närrische Treiben. Im gleichen Jahr zog der Karnevalszug erstmals von Günnigfeld in die Wattenscheider Innenstadt. Heute wirken zwölf lokale Vereine im Festausschuss mit.

SONDERVERKEHR

Der Wattenscheider Karnevalszug wurde über die Jahre überregional zu einem Publikumsmagnet: 2023 jubelten rund 55.000 Besucher dem Prinzenpaar Prinz Bodo I. und Prinzessin Alexandra I. zu. 60 Gruppen und über 1.000 Teilnehmern waren im Zug dabei.

Wenn der Karnevalszug kommt, wird die Linie 302 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG in Wattenscheid für mehrere Stunden unterbrochen: Bis in die 1990er-Jahre hinein ruhte der Verkehr zwischen dem Gleiswechsel an der Haltestelle „Lohrheidestraße“ und dem Gleiswechsel an der Haltestelle „Querstraße“. Heute wenden die aus Bochum kommenden Wagen an der Haltestelle „Elbinger Straße“.

Aufgrund des enormen Besucherandrangs wird die Linie 302 am Karnevalssonntag verstärkt. Zeitweise waren zum Wattenscheider Karneval mehr Einsatzwagen unterwegs als bei einem Revierderby zwischen dem Gelsenkirchener FC Schalke 04 und dem Bochumer VFL. Fahrgäste, die nicht beim Karneval mitmachen möchten, werden mit Ersatzbussen um den närrischen Stadtkern herum kutschiert. Auf den Omnibuslinien im Stadtgebiet – den Linien 344, 363, 365, 389 und 390 – werden Sonderwagen für die Besucher des Karnevalszuges eingesetzt.

Andreas Halwer hat die besonderen Herausforderungen des Wattenscheider Karnevals für die Straßenbahn über Jahre beobachtet. Das Beitragsbild zeigt einen Wagen der Linie 302 zwischen einigen hundert närrischen Schaulustigen im Gleiswechsel an der Querstraße.

  • Am 17. Februar 1980 machte die "2" aufgrund des Karnevalszuges an der Querstraße "Kopf".
    Foto Andreas Halwer

START IN GÜNNIGFELD

Der Wattenscheider Karnevalszug beginnt traditionell in Günnigfeld. In den 1960er-Jahren führte der Weg der Narren im Stadtzentrum von der Friedenskirche über die Ost- und die Freiheitstraße.

Mit der Öffnung des neu gestalteten August-Bebel-Platzes änderte der Zug die Route. 2023 führte sie von Günnigfeld über die Hüller Straße und die Parkstraße bis zur Voedestraße. Weiter ging es über die Marienstraße zur Hüller Straße, über diese zur Friedrich-Ebert-Straße und zum August-Bebel-Platz. Anschließend zogen die Narren über die Hochstraße zur Querstraße.

Ein fester Bestandteil der Karnevalszüge in Wattenscheid und Höntrop Zug ist seit vielen Jahren der Straßenbahnwagen des Gänsereiter-Clubs Höntrop von 1598. Auch 2023 war der Festwagen wieder unterwegs.

  • Seit Jahren hat eine Straßenbahn einen festen Platz im Wattenscheider Karneval.
    Hier ein Bild aus dem Jahr 2007.
    Foto Andreas Halwer