GANZ AUF NIEDERFLUR

Die vermutlich wichtigste Änderung der 1990er-Jahre war die Einführung der ersten „Niederflurwagen“ auf der Linie302. Die von der Düsseldorfer Waggonfabrik gelieferten Neufahrzeuge des Typs MGT6D unterschieden sich von den zuvor eingesetzten Straßenbahnwagen durch einen sehr niedrigen Einstieg.

Das am 18. September 2005 von Wolfgang R. Reimann aufgenommene Beitragsbild zeigt einen Niederflurwagen auf der „302“ im Verlauf der Bochumer Straße zwischen der Einmündung der Geitlingstraße und der Haltestelle Vietingstraße.

NIEDRIGER FAHRZEUGBODEN

Im Innenraum der dreiteiligen Fahrzeuge gab es im Bereich der begehbaren Flächen keine Einbauten, die den durchgehend niedrigen Fahrzeugboden unterbrochen hätten. Statt des zuvor üblichen Gelenkdrehgestells hatte der MGT6D ein Mittelsegment mit vier Einzelradfahrwerken. Es war über zwei Gelenke mit den Kopfteilen verbunden. Die für die Kopfteile notwendigen Drehgestelle lagen unter den Führerständen. Hohe Dachkanten und tief heruntergezogene seitliche Schürzen unterstützten das elegant-funktionale Design.

Für den Einsatz der neuen Fahrzeuge, die mehr Fahrgäste aufnehmen konnten, aber auch länger als die bisherigen Wagen waren, mussten einige Haltestellen umgebaut werden. Im Gleisbogen zwischen der Haltestelle August-Bebel-Platz und der Haltestelle Wattenscheid-Post, den wir auf dem nachfolgenden Bild sehen (Foto Wolfgang R. Reimann) wurden die Gleise auseinandergezogen. Um die Umbauarbeiten zu planen, wurden nächtliche Fahrten mit einem Profilmesswagen durchgeführt.

Rund 20 Jahre lang wurden die Niederflurwagen der ersten Generation von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG auf der Linie 302 und in Bochum auf der Linie 308/318 eingesetzt. Dann entschied sich das Verkehrsunternehmen für die Umstellung der gesamten Flotte auf einen neuen niederflurigen Fahrzeugtyp: die Variobahn.

BESCHLEUNIGUNG

Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre wurden die Gleisanlagen zwischen der Haltestelle Elbinger Straße und der Grenze nach Gelsenkirchen vollständig erneuert. In der Bochumer Straße wurden die unmittelbar an den Hausfassaden entlanglaufenden Gleise auf speziellen Pufferelementen verlegt, um eine Übertragung der durch den Straßenbahnverkehr entstehenden Schwingungen auf die Häuser zu unterbinden.

Auch die Fahrleitungsanlage wurde modernisiert. Anstelle einer Befestiung an Hausfassaden erfolgt die Aufhängung der Oberleitung nun bevorzugt an Masten und Quertragwerken.

Die Ampelanlagen im Verlauf der Strecke werden von den Straßenbahnwagen geschaltet, so dass die Straßenbahn immer Vorrang vor dem Individualverkehr hat.

Alle Haltestellen wurden barrierefrei, um einen niveaugleichen Einstieg in die auf der 302 eingesetzten Niederflurwagen zu ermöglichen. Um an der Haltestelle Freiheitstraße auch einen niveaugleichen Einstieg in die dort verkehrenden Linienbusse zu gewährleisten und zugleich den Individualverkehr zu beruhigen, entstand eine Haltestellenbucht: Der Individualverkehr kann seither die Omnibusse nicht mehr an der Haltestelle überholen.

2023 soll nun auch der unter städtebaulichen Aspekten und optisch in die Jahre gekommene August-Bebel-Platz neu und modern gestaltet werden.

VARIOBAHN

Nachdem die seit Anfang der 1990er-Jahre auf der 302 eingesetzten Niederflurwagen der ersten Generation ebenso wie die Stadtbahnwagen des Typs M ausgemustert sind, sind im Personenverkehr ausschließlich moderne Variobahnen in Wattenscheid unterwegs.

Das abschließende Foto ist am 17. Oktober 2021 an der Haltestelle „Lohrheidestraße“ entstanden (Foto Ludwig Schönefeld). Aufgrund der Abschlussarbeiten zur Trassenerneuerung zwischen den Haltestellen „Watermannsweg“ und „Ückendorfer Platz“ mussten die Wagen der Linie 302 an diesem Tag über den Gleiswechsel in der Lyrenstraße „Kopf machen“. Für die Weiterfahrt nach Ückendorf und Gelsenkirchen gab es einen Schienenersatzverkehr mit Omnibussen.