Am 1. Dezember 1906 trat ein neuer Fahrplan für die Verbindung von Bochum über Wattenscheid nach Gelsenkirchen in Kraft. Er wurde wenige Tage zuvor, am 26. November, in der Wattenscheider Zeitung veröffentlicht:
Die Linie von Bochum nach Gelsenkirchen wurde jetzt, gut zehn Jahre nachdem dies technisch möglich gewesen wäre, erstmals durchgehend betrieben. Die auf der Linie eingesetzten Triebwagen stellte, das offenbart der Blick auf die Fahrten in den frühen Morgenstunden, ausschließlich der Betriebshof Gelsenkirchen.
Ein weiterer, interessanter Aspekt ist der Sonderfahrplan für die Verbindung vom Schalker Markt zum Bahnhof Schalke-Nord. Aufgrund der hohen Frequenz der Zugbewegungen auf der Eisenbahnstrecke von Karnap über Schalke nach Wanne-Eickel wurde diese Straßenbahnstrecke mit einem Pendelwagen befahren. Dieser durfte die Eisenbahngleise nur beim Aus- und Einrücken kreuzen und das auch nur ohne Fahrgäste.
EINFÜHRUNG VON LINIENNUMMERN
Ein Jahr später wurden für alle Straßenbahnlinien die Bochumer-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG Liniennummern eingeführt. Die Wattenscheider Strecke erhielt 1907 als Liniensignal die Ziffer 1.
Der Linienweg der „1“ begann weiterhin am Bahnhof Schalke-Nord. In Bochum fuhren die Wagen jetzt vom Rathaus ein kurzes Stück durch die Bongardstrasse und dann über die Hoch- und Friedrichstrasse zu einer entsprechend großzügig dimensionierten Endstelle am Bahnhof Bochum-Süd in der Bahnhofstrasse.
Mehr dazu finden sie auf meiner Bochumer Website.
UNERFÜLLTE ERWARTUNGEN
Die von der Bochumer Kommunalpolitik beabsichtigte Verlagerung Wattenscheider Kaufkraft in die östliche Nachbarstadt blieb aus: Die Wattenscheider richteten ihr Einkaufsverhalten weiterhin auf Gelsenkirchen aus, waren als Arbeiter und Angestellte in Gelsenkirchen beschäftigt oder besuchten in Gelsenkirchen weiterführende Schulen.
Das blieb noch sehr lange so: Bis 1974 wurden von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zunächst im Beiwagenbetrieb und bis 1976 mit Einsatzwagen zusätzliche Kapazitäten zwischen Gelsenkirchen und den Gleiswechseln am August-Bebel-Platz und an der Haltestelle Querstraße bereitgestellt.
Das um 1910 entstandene Beitragsbild zeigt einen aus Bochum kommenden Straßenbahnwagen in der Freiheitstraße vor dem Wattenscheider Rathaus (Unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Stadt Bochum, Pressestelle).