AUF DEM WEG ZUM VRR

Ab 1967 wurden 15 weitere Zweirichtungswagen von der Düsseldorfer Waggonfabrik (Düwag) an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG geliefert: Die Triebwagen 33 bis 36 kamen 1967, die Triebwagen 37 bis 48 folgten 1968. Mit einer Stundenleistung von 140 Kilowatt je Drehgestell war die Serie deutlich leistungsstärker als die zuvor gelieferten „GT6“, deren Antriebe 94 bis 115 Kilowatt Stundenleistung bereitstellten. 1967 gelieferte Triebwagen 47 war vorübergehend sogar mit 150-Kilowatt-Motoren ausgestattet.

Das Beitragsbild zeigt eine „klassische“ Wattenscheider Ansicht aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Das 1974 für die Stadt Wattenscheid aufgenommene Foto dokumentiert die Engstelle zwischen dem 1986 abgebrochenen Amtsgericht und der heute noch vorhandenen Bebauung auf der Südseite der Friedrich-Ebert-Straße (Stadt Bochum, Pressestelle).

MODERN UND SCHNELL

Aufgrund ihrer Leistung waren die neuen Straßenbahnwagen ideal für das Gelsenkirchener Netz mit den in hoher Geschwindigkeit befahrbaren Streckenabschnitten im Gelsenkirchener Norden.

1969 folgten als letzte Zweirichtungswagen des Typs „Bochum“ die Triebwagen 48 bis 53. Sie erhielten einen neu entwickelten Drehgestellmotor mit 140 Kilowatt-Leistung. Die zuvor gelieferten Triebwagen 33 bis 47 wurden später mit diesem Motor nachgerüstet.

Nachdem 1968 nach und nach der schaffnerlose Betrieb eingeführt wurde, verzichtete man bei den zuletzt gelieferten Wagen auf den Schaffnerplatz. Das Ende des im Jahr 1970 machte zudem die elektrischen Kupplungsdosen an den Stirnfronten überflüssig. Sie wurden nach und nach bei Revisionsarbeiten entfernt.

STADTBAHNWAGEN

Ein letzter Innovationsschritt vor der Umstellung auf den Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) war die Einführung des Stadtbahnwagens „Typ M“. Die modernen Fahrzeuge brachten bisher unbekannten Komfort nach Wattenscheid: Etwa die mit Kunstleder gepolsterten Sitze, die im Innenraum bis zum Dach hochgezogene Verkleidung und Isolierung der Wagenwände sowie eine freundliche und helle Wagenbeleuchtung mit Neonröhren.

Demgegenüber mussten sich die Wattenscheider an den erhöhten, bereits für einen Tunnelbetrieb vorgesehenen Einstieg gewöhnen. Dieser wurde durch Trittstufen, die an Haltestellen im Straßenniveau eigens ausgefahren wurden, erleichtert. Lichtschranken ersetzten die mechanischen Türschranken, die für Fahrgäste mit Kinderwagen ein großes Hindernis waren.

Allein die Kommunikation mit den Fahrern und der ursprünglich nur noch befristet vorgesehene Fahrscheinverkauf wurden im M-Wagen durch die vom Fahrgastraum abgetrennten Führerstands-Kabinen erschwert.

Die nachfolgenden Fotos zeigen die Linie 2 in den 1970er-Jahren. Neben den Standardwagen wurden ab Herbst 1976 die ersten M-Wagen auf der „2“ eingesetzt.

Mir stand zu dieser Zeit leider nur eine von Verwandten abgelegte Kodak „Retina“ Kamera mit langen Verschlusszeiten zur Verfügung: 1978/79 waren die Zeiten in Sachen Fotografie eben noch anders als im Handy-Zeitalter. Nur Erwachsene durften mit hochwertigen Spiegelreflexkameras und Wechselobjektiven fotografieren. Die Straßenbahnen der BOGESTRA waren demgegenüber „flott und freundlich“ unterwegs. Gestochen scharfe Fotos waren somit eher eine Ausnahme.

  • Vor der Kulisse der Zeche Holland fährt Triebwagen 44 am 18. Januar 1975 in Richtung Rathaus.
    Foto Dieter Höltge - Sammlung Stefan Höltge