GUT FÜR WATTENSCHEID

Nach der Verbindung des Bochumer und des Gelsenkirchener Streckennetzes war ein durchgehender Straßenbahnverkehr von Gelsenkirchen nach Bochum technisch möglich. Praktiziert wurde er zunächst nicht: Siemens & Halske betrieb als Generalunternehmen die Bochumer und Gelsenkirchener Straßenbahnnetze getrennt und auf separate Rechnung. Als Konsequenz mussten die Fahrgäste in Wattenscheid umsteigen.

UMSTIEG AN DER FRIEDENSKIRCHE

Die Umgebung der Zeche Centrum war als Umsteigehaltestelle nicht attraktiv. Deshalb wurden die Endstellen der Bochumer und der Gelsenkirchener Straßenbahnen von der damaligen Haltestelle „Soolbad Centrum“ zur Friedenskirche verlegt.

Das hatte für die Fahrgäste, vor allem aber für die Entwicklung von Wattenscheid als Einkaufsstadt durchaus Vorteile: Hatte der jeweilige Anschlusswagen Verspätung, konnte man schnell einige Besorgungen in den Geschäften an der Hoch- und Oststraße erledigen.

Die enge Verbindung zwischen der Straßenbahn und der Wattenscheider Geschäftswelt dokumentiert die hier als Beitragsbild gezeigte Postkarte aus dem Verlag von Otto Kordt (Sammlung Klaus Kordt / Familie Kordt). Dem Geschäftsmann, der auch mit Büchern handelte, war es wichtig, seine Geschäftsräume mit einem Triebwagen der Straßenbahn abzubilden. Dafür wurde der separat fotografierte Straßenbahnwagen etwas näher als in der Realität an die Häuserzeile auf der Südseite der Oststrasse gerückt.

Auch die folgende, winterlich gestaltete Postkarte wurde in dieser Zeit von Otto Kordt publiziert (Sammlung Ludwig Schönefeld). Sie zeigt einen von Bochum kommenden Straßenbahnwagen um 1901 in der Hochstrasse vor dem Wattenscheider Gymnasium und dem Haus des Arztes Dr. Paul Vennemann (1866 – 1938):

10-MINUTEN-TAKT

Von Anfang an hatte Siemens & Halske zwischen Bochum, Wattenscheid und Gelsenkirchen einen dichten Fahrplantakt vorgesehen. Die erste Ausweiche für den 10-Minuten-Takt befand sich auf Wattenscheider Gebiet an der Zeche Centrum. Sie wurde in der leichten Steigung vor der ehemaligen Straßenbrücke über die Zechenbahn von „Centrum“ nach „Fröhliche Morgensonne“ angelegt. An der Stelle befindet sich heute die Verbindung von der Bochumer Straße zur Heidestraße.

Eine weitere Kreuzungsmöglichkeit wurde an der Querstraße geschaffen. Das nachfolgend gezeigte, 1907 aufgenommene Foto der Hochstraße, die jetzt erstmals mit „ß“ geschrieben wurde, entstand im Auftrag des Gastronomen Moritz Wiesemann (Verlag Reinicke & Rubin, Magdeburg – Sammlung Ludwig Schönefeld). Es zeigt einen nach Wattenscheid fahrenden Wagen kurz hinter der Ausweiche Querstraße.