DIE SECHZIGER JAHRE

Mit dem Fahrplanwechsel zum 25. Juni 1963, nach anderen Quellen zum 4. November 1963 wurden die Einrichtungswagen auf der Linie 2 weitgehend durch Zweirichtungswagen abgelöst. Da zugleich die Endstelle in Buer von der Wendeschleife Königswiese zur Stumpfendstelle am Rathaus Buer verlegt wurde, konnten die Einrichtungswagen auch nur noch sehr eingeschränkt auf der Linie 2 eingesetzt werden.

Der Straßenbahnfreund Dieter Höltge unternahm am 25. April 1966 eine Reise in das Verkehrsgebiet der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Auf dem Weg von Bochum nach Wattenscheid gelang ihm das reviertypische Beitragsbild von Triebwagen 6 auf der Bochumer Straße in Höhe der Einmündung der Geitlingstraße.

Links befand sich von 1961 bis in die 1990er-Jahre die Imbiss-Stube von Kurt Kotzlowski, einer Wattenscheider Boxsport-Legende. Die von Kurt Kotzlowski „erfundene“ Frikadelle mit „Kurts Sauce“ ist bis heute auf der Wattenscheider Heide beliebt.

IN ENGEN STRASSEN

In Wattenscheid angekommen, dokumentierte Dieter Höltge den werktäglichen Straßenbahnverkehr in den engen Straßen der Wattenscheider Innenstadt: Es hatte sich herumgesprochen, dass die Verlegung der Strecke über den in vierjähriger Bauzeit neu angelegten August-Bebel-Platz kurz bevorstand.

Die Wohnung meiner Eltern befand sich damals im Haus Freiheitstraße 8. Sie sehen es auf dem zwölften Motiv der Bildfolge auf der rechten Seite. Aus den Fenstern im ersten Stock habe ich vermutlich mit großem Vergnügen die Straßenbahnzüge beobachtet. Meine Mutter dagegen ärgerte sich bei jeder Vorbeifahrt einer Straßenbahn über das Scheppern der Weingläser in der Wohnzimmervitrine.

  • Triebwagen 264 ist am 25. April 1966 auf dem Weg vom Schlachthof zur Gertrudisstraße.
    Foto Dieter Höltge - Sammlung Stefan Höltge

Obwohl der Beiwagenbetrieb auf der Linie 2 erst 1970 endgültig eingestellt wurde, waren die Zweirichtungswagen bei Dieter Höltges Besuch ausschließlich solo im Einsatz. Die für den Beiwagenbetrieb notwendigen Kabelverbindungen wurden allerdings von jedem Wagen mitgeführt.

Weitere Impressionen von der Wattenscheider Innenstadt in den 1960er-Jahren und vom Umbau des August-Bebel-Platzes enthält die abschließende Bildfolge. Die letzten Aufnahmen zeigen die Fortsetzung der Strecke über die Hochstraße bis zur Querstraße.

An der Haltestelle „Querstraße“ es in den 1960er-Jahren noch einen aus vier Weichen bestehenden doppelten Gleiswechsel. Er ermöglichte in der Hauptverkehrszeit und bei Sonderverkehren die zum Umsetzen der Beiwagen notwendige Umfahrung. Nicht ungefährlich waren dabei die in Fahrtrichtung eingebauten Weichen in Höhe der Einmündung der Harkortstraße.

  • Eine Mehrbildkarte mit Motiven aus Wattenscheid aus dem Jahr 1959. ...
    Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund - Sammlung Ludwig Schönefeld