NEUANFANG

Die Angriffe im November 1944 hatten die Betriebshöfe der Straßenbahn in Bochum und Gelsenkirchen weitgehend zerstört. Viele Straßenbahnwagen standen auch deshalb nicht mehr zur Verfügung.

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bemühte sich nach Kräften, den Wagenpark wieder in Betrieb zu setzen. Einige Fahrzeuge wurden sogar provisorisch mit Wagenkästen aus Brettern wieder auf die Strecke geschickt.

Das alles reichte nicht, um die entstandenen Lücken zu schließen. Neben den Reparaturen mussten deshalb auch schnell Neubaufahrzeuge beschafft werden.

Der erste Fahrzeugtyp, den die Industrie zur Verfügung stellen konnte, war der sogenannte Kriegsstraßenbahnwagen (KSW). 148 Triebwagen und 313 Beiwagen wurden in den Nachkriegswagen von der Fahrzeugindustrie für die Verkehrsbetriebe in Deutschland gebaut. Die Pläne dafür stammten aus dem Jahr 1942.

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG erhielt in den Jahren 1948 und 1949 insgesamt 15 KSW-Triebwagen (Triebwagen 95 bis 109) von der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg. Bereits 1946 konnten die ersten KSW-Beiwagen geliefert werden. 1950 traf der letzte Wagen der Serie (Beiwagen 330 bis 336) im Ruhrgebiet ein.

Zum ersten Einsatzgebiet der neuen Fahrzeuge gehörte die Linie 2. Für das um 1950 aufgenommene Beitragsbild aus der BOGESTRA-Fotosammlung wurden Triebwagen 102 und Beiwagen 317 am Schloss Berge in Buer in Szene gesetzt. Das nachfolgende, von Otto Galka aufgenommene Foto zeigt einen typischen KSW-Zug der frühen 1950er-Jahre in der Gertrudisstraße (Sammlung Ludwig Schönefeld).

Obwohl für den KSW-Wagen einfache Materialien verwendet wurden, waren insbesondere die Triebwagen extrem langlebig: Im aktiven Liniendienst waren die „Fuchs“-Wagen – so wurden sie von den Fahrern genannt – bis 1976. Einer von ihnen, Triebwagen 96, ist als historisches Fahrzeug bis heute für die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft VhAG BOGESTRA e.V. im Einsatz.