In Wattenscheid fuhr die Kommunale Straßenbahn aus Günnigfeld kommend über die Hordeler Strasse (seit 1926 Günnigfelder Straße), die Hüller Strasse, die Rosenstrasse und die Hagenstrasse. Über die Nordstrasse erreichte sie schließlich über einen engen 90-Grad-Bogen die Oststrasse.
KOMPLIZIERTE KREUZUNG
Zwischen der Hüller Strasse und der Rosenstrasse kreuzte die Kommunale Straßenbahn die Trasse der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Dabei hatte die „ältere“ Gesellschaft grundsätzlich das Vorfahrtsrecht.
Der Bau der Kreuzung war recht kompliziert. Vor allem die Oberleitungsanlage benötigte eine spezielle Konstruktion, da die Fahrdrähte der beiden Gesellschaften elektrisch getrennt werden mussten. Durch Zufall zeigt die hier als Beitragsbild verwendete Postkarte diese Situation (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld). Üblicherweise wurden bei vergleichbaren Motiven die Fahrdrähte aus dem Bild herausretuschiert. Aufgrund der starken Steigungen, sowohl zwischen der Nordstrasse und dem Rathaus (Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen) als auch zwischen der Hüller Strase und der Rosenstrasse (Kommunale Straßenbahn) wurden die Fahrleitungen doppelt ausgelegt, um einen Spannungsabfall zu verhindern.
Interessante Details der Aufnahme vom Amtsgericht sind die Litfaßsäule für die Amtlichen Bekanntmachungen der Stadt Wattenscheid und das am Oberleitungsmast befestigte Haltestellenschild.
NORDSTRASSE
In der an die Hagenstrasse anschließenden Nordstrasse mussten auf der westlichen Seite mehrere Altbauten abgebrochen werden, um die für den Straßenbahnverkehr notwendige Mindestbreite zu erzielen. Ein betroffener Eigentümer war der Tuch- und Bettwarenhändler Levy Spiero, dessen Neubau wir auf der nachfolgenden Postkarte aus dem Jahr 1908 sehen (Verlag Otto Kordt, Wattenscheid – Sammlung Ludwig Schönefeld). Auch in der Nordstrasse wurde die doppelte Fahrleitung beibehalten, um den Fahrmotoren der Triebwagen für die Steigung bis zur Friedenskirche genug Strom zur Verfügung stellen zu können.
GEMEINSAM IN DER OSTSTRASSE
In der Oststrasse, deren oberer Abschnitt auf der folgenden Postkarte aus dem Jahr 1908 abgebildet ist (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld), teilten sich die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und die Kommunale Straßenbahn zwischen der Einmündung der Freiheitstrasse und der evangelischen Kirche die Trasse. Diese wurde 1907 für die Kommunale Straßenbahn doppelgleisig ausgebaut. Dazu wurden an der Einmündung der Freiheitstrasse und am Beginn des zweigleisigen Abschnitts in der Oststrasse jeweils eine Weiche eingebaut.
Der nachfolgende Slider enthält eine Reihe von Fotos, die im Eröffnungsjahr der Kommunalen Straßenbahn zur Dokumentation des Projektes im Auftrag von Siemens und für regionale Postkarten entstanden. Die Luftbilder wurden Mitte der 1920er-Jahre für den Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk aufgenommen (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0). In ihnen kann man neben den Straßenbahnwagen des Personenverkehrs auch einen zur Befeuchtung der Straßen verwendeten Schienensprengwagen erkennen.
CHAUSSEESTRASSE
An der evangelischen Kirche verließ die Kommunale Straßenbahn die mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn gemeinsam genutzte Oststrasse. Der Gleisabzweig in die Chausseestrasse wurde von Anfang an doppelgleisig angelegt.
Im weiteren Verlauf der Chausseestrasse wurde die nunmehr in der Straßenmitte verlegte Strecke wieder eingleisig. Das Gleis folgte der Straße bis zu einer Ausweiche am damaligen Wattenscheider Amtshaus (heute Westenfelder Straße 56).
Mit einer Breite von neun Metern ließ die Chausseestrasse die Verlegung des Straßenbahngleises in der Straßenmitte zu. Die Oberleitung wurde auf diesem Teilstück bereits weitgehend an den Fassaden der Häuser befestigt. Zahlreiche „Oberleitungs-Rosetten“ sind hier bis heute vorhanden.
Zur Zeit des Straßenbahnbaus entstand die nachfolgend in verschiedenen Detailansichten gezeigte Postkarte. Das von einem der an der Bahnhofstraße neu gebauten Häusern aufgenommene Motiv dokumentiert die Lage der Chausseestrasse und die zahlreichen Neubauten in ihrem Verlauf. Zugleich wird der Geländeanstieg vom Bachlauf der Radbecke zur Hochstrasse deutlich. Die aus der Anhöhe resultierende Wasserscheide begründete einst den Namen der Stadt Wattenscheid.