LEITHE – BAHNHOF

Bei der Übernahme der Betriebsführung der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen hatten sich die Wattenscheider Stadtväter vertraglich den Bau einer Straßenbahnlinie vom Staatsbahnhof Wattenscheid in Westenfeld nach Leithe zusichern lassen.

Der Erste Weltkrieg verzögerte das Vorhaben. Erst am 11. Oktober 1925 wurde die neue Straßenbahnlinie unter der Bezeichnung L eröffnet – allerdings zunächst zwischen der evangelischen Kirche in Wattenscheid und der Wirtschaft Kampmann in Leithe.

Die neue Strecke zweigte an der unteren Oststraße vom bestehenden Streckengleis ab. Sie schlängelte sich nördlich am Hotel „Kaiserhof“ vorbei durch die damalige Brinkstraße zum Gertrudisplatz. Die Straße und die anliegenden Gebäude wurden Mitte der 1960er-Jahre eingeebnet. 1966 wurde an ihrer Stelle das Kaufhaus Horten eröffnet. Heute ist das Gebäude ein Teil des Gertrudis-Centers.

Von der Brinkstraße folgte die Strecke dem südlichen Rand des Gertrudisplatzes bis zur Einmündung der Weststraße. Diesem Straßenzug folgte das Gleis dann in der Straßenmitte bis Leithe.

ZUM BAHNHOF

Am 23. Oktober 1927 folgte die Verbindung von der Evangelischen Kirche über die Bahnhofstraße bis zum Bahnhof Wattenscheid. Dabei lag das Gleis zwischen der Westenfelder Straße und der Endstelle am Bahnhof auf der linken Straßenseite.

1928 war noch eine Verlängerung der Linie von Leithe nach Kray geplant, wo man eine Verbindung mit der Schnellstraßenbahn nach Essen anstrebte. Im Verlauf der Kemnastraße wurde dafür ein eigener Bahnkörper angeschüttet, der bis heute als Fahrradweg erkennbar ist.

ERFOLGLOS

Erfolgreich war die Linie L nicht. Am 20. Februar 1932 auf der Relation von Wattenscheid nach Leithe eingestellt und durch Omnibusse der Firma Koriath ersetzt. Die Westfälische Straßenbahn zog sich zurück.

Um das verbliebene Teilstück zum Bahnhof Wattenscheid bemühte sich jetzt die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn. Zunächst mit Solowagen, die als Linie 1 E zwischen dem Schlachthof in Wattenscheid und dem Reichsbahnhof Wattenscheid verkehrten.

Ab dem 8. September 1935 erhielt die Linie das Liniensignal 9. Sie wurde bis zum Alten Markt in Gelsenkirchen verlängert. Dadurch wurde der Fahrplantakt zwischen Wattenscheid und Gelsenkirchen verdichtet, das Teilstück zum Bahnhof blieb wenig frequentiert.

Am 31. Dezember 1937 wurde die Linie zum Bahnhof zeitgleich mit der Linie G stillgelegt. Der Abzweig in die Westenfelder Straße in Wattenscheid blieb noch bis in die 1950er-Jahre als Bedarfsendstelle für Einsatzwagen erhalten. Zwischen 1952 und dem Sommer 1954, das ergab die Auswertung historischer Fotos, wurden die Gleise entfernt.

Ein Teil der Gleise aus der Weststraße sollen nach neuen Quellen im Mai 1947 entfernt worden sein, um schadhafte Gleisabschnitte in der Oststraße zu reparieren. Ein letztes Gleisstück der Linie L lag noch bis zur Stilllegung der Anschlussbahn der Zeche Holland zwischen den Gleisen der Zechenbahn.

Fotos von der Linie L sind ausgesprochen selten. Das privat entstandene Beitragsbild aus der Sammlung von Rudolf Wantoch zeigt Triebwagen 217 am Wattenscheider „Ehrenmal“.

  • Der Bahnhof Wattenscheid auf einer 1923 gelaufenen Postkarte.
    Vor den Häusern im Hintergrund befand sich ab Oktober 1927 die Endstelle der Straßenbahn.
    Verlag Hermann Lorch, Dortmund - Sammlung Ludwig Schönefeld