VON BOCHUM

Nach der Eröffnung des Straßenbahnverkehrs zwischen Schalke und der Zeche Centrum wurde die Anschlussstrecke des Bochumer Straßenbahnnetzes sehnlichst erwartet. Grund genug für den Wattenscheider Fuhrunternehmer Floren, bis zur Eröffnung der Straßenbahn eine Pferdebuslinie zwischen der Wirtschaft Feldhordt (Ecke Bochumer Strasse / Hammer Strasse) und Bochum anzubieten.

Anfang April 1896 war die Straßenbahnstrecke weitgehend fertiggestellt. Ein erster Versuchswagen befuhr die Gleise bis zur Kreisgrenze nach einem Bericht der Wattenscheider Zeitung bereits am 11. April 1896. Am 13. April 1896 beobachtete man, dass ein Triebwagen aus Bochum versuchsweise bis Gelsenkirchen gefahren war:

Die landespolizeiliche Abnahme jedoch ließ auf sich warten. Ein für den 20. April anberaumter Termin entfiel wegen Erkrankung eines Beamten. Am 23. April 1896 konnte die Abnahme der Strecke schließlich durchgeführt werden. Da offensichtlich nichts zu beanstanden war, wurde noch am gleichen Tag der Planbetrieb zwischen der Zeche Centrum und Bochum aufgenommen.

In Bochum wurde über die Betriebseröffnung mit einem Dreizeiler im Märkischen Sprecher berichtet:

In Wattenscheid schrieb die Wattenscheider Zeitung einen Artikel über die landespolizeiliche Abnahme. Die Redaktion war jedoch nicht darüber informiert, dass die Bahn tatsächlich den Betrieb aufgenommen hatte:

VON DER KANONENWERKSTATT

Die neue Strecke führte von der Kanonenwerkstatt des Bochumer Vereins, dem heutigen Abzweig Wattenscheider Straße, über die Maarbrückerstraße an die Grenze zum Landkreis Gelsenkirchen und zum Amt Wattenscheid. Die Verbindung von der Bochumer Innenstadt bis zur Kanonenwerkstatt war rund zwei Wochen zuvor, am 5. April 1896 in Betrieb gegangen.

Zwischen Goldhamme und der Kreisgrenze lagen die Gleise durchgehend auf der von Bochum gesehen rechten, nördlichen Straßenseite. Kurz vor der Kreisgrenze, an der heutigen Haltestelle „Elbinger Straße“, gab es eine Ausweiche. Auch die elektrische Trennstelle zwischen dem Bochumer und dem Gelsenkirchener Netz hatte man an diese Stelle gelegt. Heute findet man die Trennstelle etwas weiter östlich, kurz vor der Haltestelle „Goldhammer Straße“.

MAARBRÜCKERSTRASSE

Die Maarbrückerstraße begann um die Jahrhundertwende an der Christuskirche in Bochum. Auch die dort in der Alleestraße liegende Ausweiche der Straßenbahn wurde nach ihr benannt. Der Bochumer Verein unterbrach seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ihren historischen Verlauf.

Der westliche Abschnitt erhielt 1921 die Bezeichnung „An der Maarbrücke“, der östliche Abschnitt wurde 1929 in „Gußstahlstraße“ umbenannt. Diese wurde mit Wirkung am 6. Juni 1991 ebenfalls geteilt. Seither heißt das Teilstück zwischen dem Bochumer Rathaus und dem Westring „An der Christuskirche“.

ZECHE CENTRUM

Auf dem Weg von der Kreisgrenze nach Wattenscheid führte die Straßenbahnlinie auf dem ersten Streckenkilometer durch die Wattenscheider Heide.

Auf der Heide hatte 1858 die Gewerkschaft vereinigte Emma & Blankenstein begonnen, einen Tiefbauschacht zur Gewinnung von Steinkohle abzuteufen. 1859 waren die Teufarbeiten abgeschlossen, 1863 wurde erstmals in wirtschaftlich nennenswerter Weise Kohle gefördert. Die Gesellschaft war zuvor in der Gewerkschaft Centrum aufgegangen.

Die Schachtanlage entwickelte sich gut: Zwischen 1891 und 1893 wurde neben dem ersten Schacht ein neuer Schacht 3 niedergebracht. In diesem Ausbauzustand sehen wir die Zeche Centrum auf der hier als Beitragsbild gezeigten, 1911 gelaufenen Postkarte (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Ein weiterer Förderschacht – Schacht 7 – wurde 1929 abgeteuft. Er nahm 1934 den Betrieb auf. Am 31. März 1963 wurde die Förderung auf „Centrum“ eingestellt.

Die Haltestelle an der Zeche Centrum lag im Vergleich zur heutigen Haltestelle „Centrumplatz“ einige Meter weiter in Richtung Bochum. Da auf der Verbindung von Wattenscheid nach Bochum mit einer hohen Frequenz gerechnet wurde, befand sich hier eine weitere Ausweiche, die auf der nachfolgenden Postkarte aus dem Jahr 1905 zu erkennen ist (Verlag Reinicke & Rubin, Magdeburg – Sammlung Ludwig Schönefeld).

1904 erschien die Postkarte in einer schwarz-weißen Variante. Diese können Sie durch einen Klick auf das Bild aufrufen!

AUFSCHWUNG

Der Bergwerksbetrieb beflügelte auf der Wattenscheider Heide den Bau zahlreicher Häuser im Verlauf der Bochumer Straße. In vielen Gebäuden gab es Geschäfte für die Besorgungen des täglichen Bedarfs. Im Westen der Zeche gründete die katholische Propsteigemeinde die Gemeinde St. Joseph. Ebenso entstanden die katholische Josephschule und die evangelische Freiligrathschule. Die Schulgebäude gibt es bis heute. Sie beherbergen heutedie Gemeinschaftsgrundschule Wattenscheid-Heide.

Die Straßenbahnlinie profitierte von der prosperierenden Entwicklung der Wattenscheider Heide. Einen Eindruck davon vermittelt die nachfolgende Postkarte aus dem Jahr 1907. Sie zeigt den vom Bochumer Straßenbahnbetrieb eingesetzten Triebwagen 9 in Höhe der bis heute existierenden Grundschule. Auch viele Gebäude auf der rechten Straßenseite sind bis heute erhalten (Verlag Reinicke & Rubin, Magdeburg – Sammlung Ludwig Schönefeld).