In den ersten Monaten des Jahres 1932 wurde der Verkehr zwischen Herne und Höntrop in der gewohnten Weise abgewickelt.
Nachdem der Betriebsdirektor Arthur Schiffer (RWE), in einem bereits am 26. Februar 1931 abgefassten Gutachten über Sparmöglichkeiten bei der Westfälischen Straßenbahn eine Einstellung der unrentablen Wattenscheider Strecken zur Diskussion gestellt hatte, war eine Stilllegung der Linie G jedoch zu einem zentralen Thema von Kommunalpolitik und Medien geworden.
Am 10. Juni 1931 berichtete die Wattenscheider Zeitung von einer Sitzung des Verkehrsvereins, in dem sich dessen Mitglieder dafür aussprachen, nach Möglichkeiten zu suchen, die Linien G und L in Betrieb zu halten: „Wenn Bochum kein Einsehen haben sollte“, so berichtet der Wattenscheider Journalist, „dann solle man sich zurückziehen und eigenen Autobusbetrieb einrichten.“
Am 6. August 1932 berichtete die Wattenscheider Zeitung über die Absicht der Straßenbahn, die Linie G tatsächlich einzustellen:
„Der Betrieb auf der Linie G (Höntrop – Wattenscheid – Wanne-Eickel – Herne) wird zwischen Wattenscheid (evgl. Kirche) und Eickel II (Dingebauer) eingestellt. Die Linie 3 wird mit dem Streckenteil Herne – Eickel II verbunden und weiter betrieben. Der Streckenteil Wattenscheid (evgl. Kirche) – Höntrop – Essener Straße soll als Verlängerung der Linie 10 (Bochum – Höntrop) der Bochum-Gelsenkirchener Strassenbahn betrieben werden. Die Änderungen, die vorläufig nur für Werktage bestimmt sind, werden voraussichtlich am 15. d. M. in Kraft treten.“
Die Ankündigung wurde von der Redaktion der Zeitung scharf kritisiert:
„Es unterliegt natürlich keinem Zweifel, dass durch diese Betriebseinschränkungen die meisten der in Frage kommenden Kommunen aufs schwerste betroffen werden, und vielleicht mit am schwersten Wattenscheid, das durch diese Maßnahme geradezu in zwei Teile zerrissen wird. Denn bestand früher für den Süden die Gefahr des Abgeschnürtwerdens von der City, so ist es jetzt der Norden, der bedroht ist. Man denke nur einmal: ein Stadtteil wie Günnigfeld, mit fast 10.000 Einwohnern ist ohne jede verkehrliche Verbindung mit dem Mittelpunkt der Stadt, wohl aber hat er eine günstige Verbindung mit einer benachbarten Großstadt. Man geht also nicht zu weit mit der Behauptung, dass Günnigfeld, wenn die obigen Pläne in Kraft treten, wirtschaftlich für Wattenscheid verloren ist. Jeder wird, besonders aber in besseren wirtschaftlichen Zeiten die bequeme Verbindung zur Großstadt benutzen, ehe er sich auf den mühseligen Fußweg nach Wattenscheid macht.
Und ebenso, wenn auch nicht ganz so augenscheinlich, verhält es sich auch mit anderen Außenstadtteilen Wattenscheids. Wenn sie nun nicht ganz in dem Maße abgetrennt werden wie der Norden, so ist doch schon das Befahren der Strecke Höntrop – Evgl. Kirche Wattenscheid durch die Straßenbahnunternehmen einer benachbarten Großstadt Anzeichen genug einer Entwicklung, die man auf keinen Fall wünscht.“
Offensichtlich hatte der engagierte Protest der Wattenscheider Zeitung Erfolg. Die angekündigten Einschränkungen des Verkehrsangebotes auf der Linie von Herne nach Höntrop wurden nicht in die Tat umgesetzt. Allein auf die Verbindung von Wattenscheid nach Leithe wurde verzichtet.
Die Westfälische Straßenbahn versuchte nun, auf andere Weise Kosten zu sparen: Am 4. April 1932 führte man auf der Linie G den Einmannbetrieb ein und ersetzte gleichzeitig den 20-Minuten-Takt durch einen 24-Minuten-Takt.
Das Beitragsbild zeigt Triebwagen 218 der Westfälischen Straßenbahn am Bahnhof Herne. Aufgenommen wurde es vermutlich 1931 (Bildarchiv der Stadt Herne).