NACH WERNE

Am 3. August 1898 eröffnete die Bochumer Straßenbahn eine 4,51 Kilometer lange Strecke nach Laer. Ausgangspunkt war die Ausweiche Maarbrückerstrasse in Höhe der Bochumer Christuskirche. Von dort verlief die Strecke über die sehr enge Bongardstrasse, die Obere Marktstrasse und die Buddenbergstrasse zur Wittener Strasse, der die Trasse bis nach Laer folgte.

Wenige Monate später, im Frühjahr 1899, begann man im Vorgriff auf den weiteren Ausbau des Straßenbahnnetzes im Bochumer Osten mit dem Bau eines neuen Betriebshofs in Höhe des Amtshauses Bochum-Süd auf dem Grundstück Wittener Strasse 129. Er wurde 1902 eröffnet. Parallel zum Bau des Betriebshofes wurde die nach Laer um weitere fünf Kilometer in die damals selbständige, zum Landkreis Witten gehörende Gemeinde Werne verlängert. Sie wurde am 22. Februar 1901 in Betrieb genommen.

Als weitere Netzergänzung folgte am 21. Dezember 1901 eine 4,19 Kilometer lange Strecke von Laer über Uemmingen nach Crengeldanz.

An der Ausweiche Maarbrückerstrasse, die auch von der aus Wattenscheid kommenden Linie als Endstelle genutzt wurde, kam es durch die rangierenden Straßenbahnwagen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Dies umso mehr, weil Siemens & Halske an der Endstelle ständig einen sogenannten „Standwagen“ als Ersatzwagen für defekte oder verspätete Kurse vorhielt.

BOCHUMER WÜNSCHE

Der Stadt Bochum war es ein Anliegen, die Straßenbahnhaltestelle unmittelbar vor das damalige Bochumer Rathaus zu legen. Dort stand allerdings noch weniger Platz zur Verfügung.

Um das Problem zu lösen, wurde der Straßenbahn vorgeschlagen, die Linie von Bochum zur evangelischen Kirche in Wattenscheid mit der Linie von Bochum nach Werne zu verbinden. Zugleich sollte der Standwagen nach Wattenscheid verlegt werden. Als Vorleistung wurde dafür ein zusätzlicher Gleiswechsel in die Ausweiche an der Hochstrasse gelegt. Dieser ermöglichte sowohl die Abstellung des Ersatzfahrzeuges als auch den aus Gelsenkirchen und Bochum kommenden Straßenbahnzügen das Umsetzen von Beiwagen.

Am 8. Juli 1904 wurde der Versuchsbetrieb aufgenommen. Die Wattenscheider Zeitung berichtete darüber ausführlich in ihrer Ausgabe vom 4. Juli 1904:

Das Beitragsbild, eine Postkarte aus dem Verlag Reinicke & Rubin in Magdeburg, zeigt die Ausweiche mit dem Gleiswechsel vor dem Haus Hochstrasse 1 in Wattenscheid.

Der aus dem Jahr 1894 stammende, im Bochumer Betriebshof beheimatete Triebwagen 20 ist vermutlich als Standwagen im Einsatz. Die Planwagen für die Wattenscheider Linie, in der Regel aus dem Bestand der in den Jahren 1900 und 1901 gebauten Weyer-Triebwagen, stellte seit 1902 der Betriebshof Altenbochum.