Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA) ist bis heute in Wattenscheid präsent. Ihr Wagenpark war so vielfältig, dass er hier in zwei Kapiteln vorgestellt wird.
Da das Unternehmen von Anfang an alle Wagenserien sowohl in Bochum als auch in Gelsenkirchen stationierte, kamen alle nachfolgend vorgestellten Fahrzeugtypen auch in Wattenscheid zum Einsatz.
WEYER-WAGEN
1900 und 1901 wurden von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bei der Waggonfabrik Weyer in Düsseldorf eine große Serie neuer Straßenbahnwagen beschafft (Triebwagen 58 und 59, 76 bis 102 und 120 bis 150). Sie hatten geschlossene Führerstände. Zu der damaligen Zeit Luxus für die Beschäftigten der öffentlichen Verkehrsmittel.
Einen dieser Triebwagen zeigt das Beitragsbild (Siemens Historical Institute).
Zu den Triebwagen gab es auch passende Beiwagen, allerdings mit unverglasten Plattformen (Beiwagen 251 bis 266, 296 und 297).
Allgemein vermisst wurden Sprengwagen. Sie sollten, so der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger, den Staub auf den zumeist nur gewalzten Straßen mit Wasser binden. Der erste Sprengwagen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurde jedoch erst 1913 beschafft.
UERDINGER-WAGEN
Ebenfalls 1912/13 kam noch eine große Serie von Trieb- und Beiwagen, die die Waggonfabrik Uerdingen lieferte, in Fahrt (Triebwagen 170 bis 209 und 222 bis 251). Auch zu diesen Wagen gesellten sich in zwei Bauserien passende Beiwagen (Beiwagen 350 bis 383).
Nach dem Vorbild der Uerdinger-Triebwagen lieferten die Dortmunder Union und die Mainzer Waggonfabrik Gastell drei weitere Serien (Union: Triebwagen 201 bis 221, Gastell: Triebwagen 252 bis 267 sowie Triebwagen 501 bis 530). Die dazu passend von der Waggonfabrik Gastell gelieferten Beiwagen (Beiwagen 272 bis 320) unterschieden sich von ihren Vorgängern durch einen dreifenstrigen Wagenkasten.
GASTELL-WAGEN
Nachdem im Ruhrgebiet mit der Eirıführung der Reichsmark im August 1924 stabile Verhältnisse einkehrten, wurde auch der Wagenpark um neue und moderne Fahrzeuge ergänzt (Triebwagen 531 bis 546 und Beiwagen 384 bis 393 sowie 416 bis 435).
CREDE-WAGEN
1942 wurde die letzte Vorkriegs-Fahrzeugserie von der Waggonfabrik Credé an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG ausgeliefert (Triebwagen 550 bis 559). Die neuen Wagen wurden auf den besonders prestigeträchtigen Linien eingesetzt: auf der Linie 8 zwischen Herne und Hattingen sowie auf der Linie 2 und der Schnellverkehrslinie 22 zwischen Bochum, Wattenscheid und Gelsenkirchen.
Drei weitere bauartgleiche Triebwagen und einige „Reservefahrgestelle“ liefert Credé aufgrund der Kriegsereignisse 1949 nach (Triebwagen 92 bis 94).
FUCHS-WAGEN
Um nach dem Kriegsende den dringend benötigten Fahrzeugpark zu decken, beschafft die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bei der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg die sogenannten Kriegsstraßenbahnwagen (KSW – Triebwagen 95 bis 109, Beiwagen 300 bis 336). Die letzten Triebwagen der aus einfachen Materialien hergestellten und nur wenig Komfort bietenden Fahrzeuge blieben trotz der harten Holzsitze und der unfallträchtigen Schiebetüren bis 1976 als Einsatzwagen im Bestand. Eine „sichere“ Planleistung in Wattenscheid waren zuletzt die Einsatzwagen vom August-Bebel-Platz zum Gleiswechsel an der Querstraße für die Schüler der Pestalozzi-Realschule.
AUFBAUWAGEN
Den „Fuchs-Wagen“ folgten 1948/49 die sogenannten „Aufbauwagen“. Ihre Benennung bezieht sich darauf, dass die Hersteller – die Düsseldorfer Waggonfabrik Düwag und die Westdeutschen Waggonfabriken in Köln (Westwaggon) – für diesen Wagentyp noch brauchbare Teile von recht neuen, aber kriegszerstörten Fahrzeugen verwendeten. Für die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurden die neuen Wagenkästen auf Gastell- und Credé-Fahrgestelle aufgesetzt. Die 13 Triebwagen (Triebwagen 110 bis 122) wurden zuletzt vor allem im Bochumer Netz eingesetzt.