BOCHUM – HÖNTROP

Die Entwicklung des Ruhrgebietes ist aufs Engste mit der Industrialisierung verbunden. So war häufig die Abteufung einer Zeche oder der Bau eines neuen Industriekomplexes ausschlaggebend für eine neue Nahverkehrs-Verbindung.

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG verfolgte diese Entwicklung sehr genau. Als der Bochumer Verein mit neuen Produktionsanlagen von Bochum aus in den Bereich der Gemeinde Höntrop und damit des Amtes Wattenscheid expandierte, regte sie Anfang der 1920er-Jahre den Bau einer Strecke von der Zeche Engelsburg entlang des neuen Walzwerkes des Bochumer Vereins nach Höntrop und Steele an.

In Steele wäre ein Anschluss an die am 23. und 25. Oktober 1897 eröffnete Linie Gelsenkirchen – Steele möglich gewesen. Ihr Endpunkt war seit dem 4. Oktober 1901 in Königssteele, etwa dort, wo sich auch heute die zentrale Umsteigeanlage für den Nahverkehr in Essen-Steele befindet.

Das Amt Wattenscheid hatte daran wenig Interesse: Höntrop war über die Strecke der Kommunalen Straßenbahn an Wattenscheid angebunden.

ZUM WALZWERK

Erst nach langwierigen Auseinandersetzungen hatte das Verkehrsunternehmen Erfolg: Am 13. Dezember 1922 konnte ein neuer Streckenast von der Zeche Engelsburg zur Verwaltung des Walzwerkes Höntrop in Betrieb genommen werden.

Der Durchbruch für die Verlängerung vom Walzwerk zur katholischen Kirche in Höntrop gelang erst unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Not, in die die Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet Anfang der 1920er-Jahre durch die französische Ruhrbesetzung und die Inflation gerieten. Sie erzwangen zunächst Rationalisierungen und später Gemeinschaftsverkehre der nach wie vor strategisch und wirtschaftlich konkurrierenden Verkehrsunternehmen.

GÜNNIGFELD – BOCHUM

1924 wurde als neue Linie 10 eine durchgehende Verbindung von Günnigfeld über Wattenscheid und Höntrop nach Bochum geschaffen. Dafür wurde in Höntrop eine Gleisverbindung von der Endstelle der Westfälischen Straßenbahn zum Walzwerk gebaut. Sie wurde am 16. September 1924 in Betrieb genommen.

Der Gemeinschaftsverkehr hatte bis zum 19. Februar 1928 Bestand. Ab dem folgenden Tag verkehrte die Linie 10 für die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG von Bochum nach Höntrop Kirche. Die Westfälische Straßenbahn betrieb wieder die Linie G auf ihrer Stammstrecke von Herne nach Höntrop.

Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise führten 1932 vorübergehend erneut zu einem Gemeinschaftsverkehr der konkurrierenden Verkehrsunternehmen, nunmehr von der evangelischen Kirche in Wattenscheid über Höntrop und Bochum nach Langendreer.

Nach der Einstellung der Linie G zwischen Herne und Höntrop am 31. Dezember 1937 verblieb in Höntrop nur noch die Straßenbahnverbindung nach Bochum. Sie ist als Linie 310 bis heute in Betrieb.

ENDSTELLE IM WANDEL

Die Endstelle in Westenfeld wurde seit den 1950er-Jahren mehrfach umgestaltet. Das von Wolfgang R. Reimann aufgenommene Beitragsbild entstand 1966 am zweiten Weihnachtstag. Hier ist sehr gut das damals noch vorhandene Umsetzgleis für den Beiwagenbetrieb zu erkennen. Am Tag der Aufnahme war Triebwagen 14 als sogenannter Einmannwagen ohne Schaffner unterwegs. Darauf verweist das an der Frontseite angebrachte rote Schild „Einstieg vorn“.

Für den Einsatz der modernen Variobahnen auf den Linien 310 und 305 erfolgte in jüngster Vergangenheit ein erneuter Umbau, der nunmehr auch die gleichzeitige Abstellung von zwei Zügen zulässt. Das abschließende Bild zeigt die aktuelle Endstelle am 24. Juni 2022: Während Triebwagen 145 als Spätwagen der Linie 310 nach Witten-Heven aufbricht, wartet Triebwagen 538 auf die Einfahrt in den Betriebshof Engelsburg.

Um mehr über die weitere Entwicklung der Verbindung von Bochum nach Höntrop zu erfahren, besuchen Sie bitte meine Website „Rund um den Kuhhirten“.