ZUM TITEL

Über zwei Jahre habe ich nach einem passenden Titel für die Webpräsenz über den Wattenscheider Nahverkehr gesucht. Die intensive Beschäftigung mit der Geschichte und den in Wattenscheid verkehrenden Straßenbahnlinien führte dann zum jetzt gewählten Titel: „KIRCHE; KOHLE UND KARNEVAL“.

KIRCHE, KOHLE UND KARNEVAL

Für die Menschen, die mit dem Bergbau und der Industriealisierung in das Ruhrgebiet zogen, bot die Kohle einen gut bezahlten Arbeitsplatz. Die Kirche gab ihnen emotionalen Halt und Beistand. In den zahlreichen Gastronomiebetrieben der Stadt fanden die Wattenscheider immer wieder gute Anlässe, um gemeinsam ausgiebig und zünftig zu Feiern. Der Bierstall des Gastronomen Anton Bomers war weit über die Grenzen als Hort ausgelassenen Frohsinns bekannt. Der Stallwirt mit humoristischen Darbietungen aller Art als „Marke für sich“.

KIRCHSPIEL

Seit jeher spielten vor allem die Kirchen eine besondere Rolle in der Hellwegstadt.

Die Ursprünge der heutigen Propsteikirche St. Gertrud von Brabant geht auf eine um 690 errichtete Missionskirche des Heiligen Swidbert zurück. Der heutige Kirchenbau ist das vierte auf dem Wattenscheider Kirchenhügel errichtete Gotteshaus. Die Wurzeln der evangelisch-lutherischen Gemeinde reichen bis in die Zeit um 1600 zurück.

Von Wattenscheid aus entwickelte sich in den Jahren 800 bis 1400 ein Kirchspiel, das von Königssteele, Freisenbruch, Eiberg, Höntrop, Eppendorf und Munscheid im Süden bis nach Hessler und Braubauerschaft (Bismarck) im Norden reichte und damit als Verwaltungsbezirk die spätere Stadt Wattenscheid und wesentliche Teile des benachbarten Gelsenkirchen umfasste.

Auch wenn die Bedeutung des aus dem Kirchspiel hervorgegangenen Amtes Wattenscheid zwischen 1868 und 1885 rund zwei Drittel des Amtsbezirkes verlor, blieb das kirchliche Leben ein wichtiger Aspekt für die Menschen in Wattenscheid.

BERGBAUSTADT

Neue Determinanten des Stadtbildes waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Zechen. Als erste Schachtanlage wurde 1832 die Zeche Maria, Anna & Steinbank in Höntrop abgeteuft. Sie blieb bis 1904 in Betrieb. Von 1835 bis 1867 wurde in Eppendorf der Schacht Hektor betrieben.

Von größerer Bedeutung war der auf das Jahr 1843 zurückgehende Schacht Emma und Blankenstein, aus dem die Zeche Centrum hervorging. Sie bildete später mit der 1873 gegründeten Zeche Fröhliche Morgensonne ein Verbundbergwerk. 1960 wurde die Förderung auf „Fröhliche Morgensonne“ eingestellt, „Centrum“ folgte 1963.

1854 wurde erstmals Kohle auf der Schachtanlage Holland gefördert. Ein erhalten gebliebener Förderturm prägt bis heute das Stadtbild. Schon 1973 war hier „Schicht im Schacht“.

Weitere, für Wattenscheid bedeutende Bergbaubetriebe waren die Zeche Vereingte Engelsburg an der Grenze zwischen Bochum, Höntrop und Eppendorf (1873 bis 1951) und die Zeche Hannover, deren Revier unter Günnigfeld und Hordel lag (1873 bis 1973).

KARNEVAL

Wattenscheid ist eine fröhliche Stadt. Als Jörg Haase 1974 den Text für die letzte Imagepublikation der Stadt Wattenscheid, den Bildband Wattenscheid 1945 – 1974 schrieb, widmete er dem Frohsinn und der Freiheitsliebe der Wattenscheider ein eigenes Kapitel: „Bürgersinn und Bürgerwille zeichnen die Wattenscheider aus. … Ein wahres Feuerwerk des Frohsinns entzündet sich seit Jahren in der Karnevalszeit. Es ist unbestritten: Wattenscheid hat sich nach dem Kriege zu einer Hochburg des westfälischen Karnevals entwickelt.“

Auch den Anfang der 1970er-Jahre geführten Kampf der „Aktion Bürgerwille“ um die Selbständigkeit der Stadt, für die sich 96,4 Prozent ausgesprochen hatten, begleiteten die Wattenscheider mit einem fröhlichen Lied: Wir sind und bleiben Wattenscheider, eingespielt und gesungen von der Ady Winter-Combo. Der Lokalschlager wurde seinerzeit von Frank Berger als Single produziert. Zeitgleich hatte E. H. Röber den Umgang der Wattenscheider mit gepflegter Sprache aufs Korn genommen. Begleitet von den „Ruhrsängern“ und der ELREC Studio-Band sang er Dat WAT dat kommt von WATTENSCHEID.

IMPULS

Zurück zur Straßenbahn: Sie stellte die für die Entwicklung der Stadt wichtigen Verkehrsverbindungen her: Zwischen den Wohngebieten und den Kirchen ebenso wie zwischen den Zechensiedlungen und dem Zentrum. Im Karneval sorgen Busse und Bahnen für eine sichere An- und Abreise der närrischen Besucher.

Zugleich war der Verlauf der Straßenbahnstrecken ein treibender Impuls für die Stadtentwicklung: für die Entstehung neuer Wohngebiete, deren Struktur bis heute das Stadtbild prägt, für die Ansiedlung von Geschäften, Handwerks- und Industriebetrieben.

Die hier als Titelbild gezeigte Postkarte (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld) illustriert in sehr passender Weise den Titel der Website: Im Zentrum steht die Totalansicht mit der katholischen Propsteikirche (rechts) und der evangelischen Friedenskirche (links). Rechts sehen wir die für Wattenscheid bedeutenden Schachtanlagen Holland (oben) und Centrum (unten).

WEBSITE ICON

Als „Website Icon“ nutze ich mit der Zustimmung der Stadt Bochum das Wattenscheider Stadtwappen im Erscheinungsbild vor der Eingemeindung. Diese Variante wurde von 1937 bis 1974 als Stadtwappen verwendet. Das Stadtwappen vereinigt Elemente aus den Wappen der früheren Territorialherren: Die linke Seite des Wappenschildes zeigt einen Teil der Lilienhaspel des Herzogtums Kleve auf rotem Grund. Auf der rechten Seite ist der aus rot-weißen Quadraten gebildete Wappenbalken der Grafschaft Mark auf gelbem Grund wiederzuerkennen. Das märkische Schachbrettmuster wurde vom 1. Januar 1979 an in das Wappen der Stadt Bochum übernommen.